Endurance Day 2011: Die Schlacht am Lausitzring

12-Stunden Quadrennen am Lausitzring: Spannend wie nie

Eigentlich ist es ja irgendwie jedes Jahr das Gleiche: immer zu Pfingsten treffen sich ein paar Hundert Motorrad- & Quadverrückte an einer Location, zu der Deutschlands größter Rennpromoter Baboons einlädt. Nicht etwa um zu feiern, aber eben doch um zu feiern. Denn wenn Baboons zu Pfingsten lädt, dann ist ‚Endurance-Day‘ – eines der größten Langzeit-Enduro-Rennen und Offroad-Happenings, das es in Deutschland und Europa gibt. 24-Stunden stehen für die Solomotorräder auf einem abgesteckten Rundkurs auf dem Programm, die Quadfraktion nimmt fette zwölf Stunden unter die Räder.
Obwohl sich beim Endurance Day an den Reglements nichts ändert und in jedem Jahr viele sagen, ‚dass mach ich nie wieder!‘ – nur um doch zwölf Monate später wieder am Start zu stehen, war es auch in diesem Jahr wieder etwas ganz Besonderes. Besonders war natürlich zuerst einmal die Location. Es ging auf den Eurospeedway Lausitzring, wo der MSC Hoerlitz in diesem Jahr Gastgeber war.

Fahrerlager mit Ruhezone

Die Starter, Betreuer und Fans erwartete ein Fahrerlager – so groß, dass neben dem Bereich der Boxengasse auch eine ‚Ruhezone‘ eingerichtet wurde, und die war weit genug vom Geschehen entfernt, um auch während des Rennen tatsächlich Ruhe zu finden. Auf die Quadfraktion, die bereits am Freitagabend um 21 Uhr an den Start ging, wartete ein etwa neun Kilometer langer Rundkurs, für den die meisten Fahrer rund 15 Minuten je Umlauf benötigten. Zwar sah die doch recht ‚flache‘ Strecke anfangs gar nicht allzu anspruchsvoll aus, doch vor allen Dingen die gut 70 bis 80 Prozent des Kurses, die durch den Wald führten, sollten im Verlauf des Rennens zu einer echten Belastungsprobe werden. Ausgefahren im sandigen Boden, Wellen und Löcher ohne Ende und tückische Baumstümpfe nebst Bäumen, die manch einem plötzlich ‚in den Weg sprangen‘, um unsanft klarzumachen, dass der Kurs eben doch nicht überall drei Meter Streckenbreite hat.

Ironman-Klasse

Jede Menge Staus, Unfälle und Autobahnsperrungen hatten dafür gesorgt, dass nicht alle Starter und Teams rechtzeitig auf dem Eurospeedway ankamen. Doch gewohnt unproblematisch wurde auch das Baboons-like gelöst: Alle, die zu spät kamen, konnten selbst nach Rennstart noch ihre Abnahme machen und ins Rennen einsteigen.
Und das sollte wieder einmal ein richtig spannendes werden. Klar, dass sich die Augen dabei vor allen Dingen auf die Ironman-Klasse richteten. Die war so stark besetzt wie noch nie zuvor. Über 30 Fahrer hatten schon im Vorfeld genannt, am Start waren immerhin 29 von ihnen. Als Favorit ging der Zweifachsieger Michael Grimm, vielen auch bekannt als ‚Iron-Mike‘ – nur mit einer ganzen Menge mehr Kondition als der ehemalige Box-Schwergewichtsweltmeister Mike Tyson aus Amerika ausgestattet – ins Rennen. Und obwohl Grimm sein Quad im Prinzip erst Stunden vor dem Rennen zusammengeschraubt und seit einigen Wochen keinen Meter gefahren war, ging der auch recht schnell in Führung. Ärgster Verfolger sollte ausgerechnet Quad-X-Berlin-Teamkollege Sandy Schulze sein, der zwischenzeitlich sogar die Führung übernehmen konnte. Doch so richtig glaubte keiner daran, dass Grimm zu schlagen sein könnte. Und der packte dann wieder einmal eine Schippe drauf und siegte am Ende mit satten drei Runden Vorsprung auf die Verfolger. Doch sehr zur Freude seines Teamchefs Kai Weber gehörten eben diese Verfolger auch zum Team Quad X Berlin. Hinter Grimm kletterten mit Sandy Schulze und Michael Holland gleich noch zwei Kawasaki-Piloten aufs Podium. „Wir haben hart gearbeitet, und es war wirklich ein hartes Rennen. Diesen Triumph haben wir uns verdient“, sagt Kai Weber nach dem Rennen.

Prestige-Klasse

In der Prestige-Class, in der drei Fahrer mit nur einem Quad die Standfestigkeit des Materials auf eine harte Probe stellen, sollte es das aus Tagewerben stammende RMX-Racing-Team auf KTM sein, das zu keiner Zeit einen Zweifel aufkommen ließ, dass der Sieg nur an diesem starken Trio vorbeiführen kann. Auf einer tatsächlich frisch aus der Kiste ausgepackten und im kompletten Orginalzustand stehenden KTM XC 525 nahm Teamchef Florian Meier den ersten Turn selbst in Angriff und kam schon aus der ersten Runde als Führender wieder. Mit dem schnellen Richard Schmidt und Langstreckenfuchs Torsten ‚Alti‘ Altmann raste das Team förmlich zum Sieg und konnte am Ende sogar das Tempo herausnehmen. Fünf Runden oder umgerechnet rund eine Stunde und 20 Minuten hatten sie im Ziel Vorsprung auf die Verfolger. Auf Platz zwei landete das Zweier-Team ‚Vollgas‘ bestehend aus Günter und Daniel Wouk, die auf einer Can-Am unterwegs waren. Platz drei ging an das Jump-’n-Ride-Team Stefan Blank, Patrick Kersten-Thiele und Torben Kuhlmann, die ihre GasGas immerhin 39 Runden über den Kurs prügelten.

Triple Class

Richtig eng ging es auch in der Triple Class zu. In der starten drei Fahrer auf drei Quads. Und auch hier sollten es Fahrer vom RMX-Racing-Team sein, die das Tempo vorgaben. Als die Scary3 hatten sich Andreas Rosenlöcher, Thomas Rust und Alexander Vogt eingeschrieben, und wer gesehen hat, wie sich diese drei reinhängten, der konnte schon das Fürchten kriegen. Weder technische Probleme noch ein Rust-Sprint über Hunderte Meter in voller Rennmontur, die nicht einmal ein Bauzaun stoppen konnte – seine KTM hatte den Dienst an der Zählstelle versagt – bremsten die drei ein. Sie siegten am Ende mit unglaublichen 48 Runden und holten sich damit auch den Overall-Sieg für die meisten gefahrenen Runden.
Nur eine Runde Rückstand hatten Matthias Geist, Heiko Spatz und Patrick Seits vom Team Quad Shop Altenstadt. Sie schafften 47 Runden. Und selbst die Drittplatzierten hatten in der Triple Class mehr Runden als alle anderen Fahrer und Teams der anderen Klassen gedreht. Martin Kunath, Hannes Propp und Michael Kunath vom VKKSK-Racing-Team brachten es auf 46 Runden und sicherten sich damit knapp den dritten Podiumsplatz vor dem rundengleichen zweiten Quad Shop Altenstadt-Team.

Triple Class

Einen fast schon unmenschlichen Fight um die Vergabe der Plätze lieferten sich gleich mehrere Teams in der Twin Class, in der jeweils zwei Fahrer mit zwei Quads unterwegs waren. Zuerst sah es so aus, als sollte das Eastside-Racing-Dresden-Team, bestehend aus Danny Jentsch und Andre Nowoisky die Klasse kontrollieren, doch im letzten Renndrittel hatten Christoph und Walter Kerscher den beiden schon fast den Schneid abgekauft. Doch für das Kerscher-Dou war nach zehn Stunden Schluss. Und dann waren es nur noch drei Teams. Quadparts Austria, das Mohr-Racing-Team und eben die Eastside-Jungs waren in einer Runde unterwegs. Am Ende war es Nowoisky, der den letzten Turn für das Eastside Racing Dresden-Team fuhr und den Sieg nach Hause brachte. Thomas Mohr und Normen Raneberg fuhren Platz zwei ein. Mike Schöpf und Kurt Neuert rollten exakt zwei Minuten später durch die Zählstelle und sicherten Platz drei für Quadparts Austria. Die Freude im Ziel kannte letztlich für alle Teams und Einzelfahrer, die die harten zwölf Stunden geschafft hatten, keine Grenzen.

Am Ende…

Und wieder hörte man Sätze wie: ‚“Das mache ich nie wieder!” Und man kann jetzt schon sicher sein, dass die, die das am lautesten sagten, die ersten sein werden, die im kommenden Jahr auf der Einschreibungsliste stehen.
Es ist eben immer wieder das Gleiche, alle Jahre wieder…

Kontakt: European Endurande Day