Mehr als 650 Fans und FahrerInnen aus 21 Ländern sind am Himmelfahrt-Wochenende (17. bis 20. Mai 2012) mit rund 400 Fahrzeugen dem Ruf des Herstellers BRP gefolgt und in die Auvergne gepilgert, um dort an der Can-Am Spyder Celebration, dem diesjährigen Europa-Treffen der Dreirad-PilotInnen, teilzunehmen, Gleichgesinnte zu treffen, zu feiern, fachzusimpeln und miteinander Fahrspaß zu erleben. Selbst aus Russland kam eine Spyder-Delegation mehrere Tausend Kilometer zum einzigartigen Spyder Community-Event, bei dem am 18. und 19. Mai auch jede Menge Action auf dem Programm stand.
Drittes europäisches Spyder-Treffen
Das Treffen in Frankreich war bereits das dritte Europa-Treffen, welches BRP für seine Spyder-KundInnen organisiert hat: Das erste fand im Mai 2010 bei der Rotax-Motorenschmiede von BRP im österreichischen Gunskirchen statt und hatte rund 500 PilotInnen aus 17 Ländern mit 325 Fahrzeugen angezogen, siehe unseren Beitrag ‚Comin’ Home‘ in ATV&QUAD 2010/06. Die zweite Spyder-Celebration fand Anfang Juni 2011 im italienischen Erba statt, dorthin kamen 550 PilotInnen aus 22 Ländern mit 328 Fahrzeugen, siehe unseren Beitrag > Auf Umwegen zum Spyder-Treffen < in ATV&QUAD 2011/09-10, den wir mit einem Video-Clip auch im Internet veröffentlicht haben.
In diesem Jahr rief der Hersteller schließlich auf sein drittes Spyder-Treffen in die Auvergne nach Frankreich, wobei das Gemeinschaftsgefühl in der Can-Am Spyder-Community nun schon traditionell großgeschrieben wird: Führende Can-Am-Vertragshändler organisieren gemeinsame Anfahrten zu diesen Events, so dass bereits die Anreise zum Ereignis wird.
Unter diesen allerdings nicht Scholly, der als einer der bedeutendsten Spyder-Händler in Deutschland bereits seit 2008 ein eigenes Treffen organisiert, zu dem jedes Jahr rund 60 bis 70 TeilnehmerInnen pilgern und das in der deutschen Spyder-Community ein hohes Ansehen genießt. Auch das Team um Joachim Schwab von Quad Stadel Schwab, über dessen Tour nach Erba wir im vergangenen Jahr noch umfangreich berichtet haben, verzichtete in diesem Jahr auf die Teilnahme. „Bereits die letzte Veranstaltung in Italien war ihr Geld (75 Euro Teilnahme-Gebühr) nicht wert und entsprach von der Organisation her nicht dem, was Quad-Stadel-Schwab-Kunden mit dem Namen Can-Am verbinden“, argumentiert Joachim Schwab, der daher in diesem Jahr gemeinsam mit seinen Kunden eine separate Veranstaltung organisiert – keine ungeschickte Entscheidung, wie sich zeigen sollte.
Überwältigender Zuspruch
Nicht drücken vor der Teilnahme konnte sich das Sacksteder-Team aus Saarlouis, für welches das große Spyder-Treffen gewissermaßen vor der Haustür lag. Mit einem Tross von 13 TeilnehmerInnen brach Günter Sacksteder auf, zumal die Veranstaltung vom Ansatz her gut gedacht war: Auf die Rennstrecke ‚Circuit de Charade‘ hatte BRP die Spyder-Community eingeladen, mitten in Frankreich in der zauberhaften Auvergne gelegen. Neben der feierlichen Parade mit Preisverleihung für die schönsten Spyder-Umbauten war dort ein buntes Rahmenprogramm geplant, das von einer Tour im Corso über Fahrsicherheitstrainings, Side-by-Side- und Rennwagen-Fahrerlebnissen bis hin zur Besichtigung einer mittelalterlichen Burg reichte.
Doch bereits das Catering sorgte für Verdruss: Obwohl im Vorfeld als ‚Megaevent‘ angekündigt und in diesem Sinne mit rund 600 BesucherInnen auch erfolgreich, gab´s im Festzelt keine ausreichende Anzahl von Sitzplätzen. „Eineinhalb Stunden Anstehen in der Warteschlange vor dem Buffet und Dosen-Cola für 3 Euro sind nicht das, was wir Kunden bieten können, die 25.000 Euro für ein Freizeitgerät ausgeben“, sagt Günter Sacksteder. Doch das war erst der Anfang.
Körperbehinderte unberücksichtigt
Peinliche Panne auch bei der Burgbesichtigung: Die Veranstaltung war inklusive Verköstigung malerisch über die Stockwerke des mittelalterlichen Bauwerks verteilt. Nicht gedacht war dabei an die körperbehinderten Spyder-Piloten, die von den anderen Teilnehmern über die Treppen getragen werden mussten. „Dabei sind wir froh, mit der Spyder über ein Fahrzeug zu verfügen, mit dem wir Körperbehinderten motorradähnlichen Fahrspaß anbieten können“, sagt Günter Sacksteder, der sich gewünscht hätte, dass der Hersteller diese Zielgruppe berücksichtigt, zumal ihm nicht entgangen sein sollte, dass bereits auf den vergangenen Spyder-Treffen gut gemachte Behinderten-Umbauten zu bestaunen waren.
Tuner unerwünscht
Unerwünscht fühlte sich auch eine weitere Randgruppe aus der Spyder-Community: Die Tuner und Umbauer. Erforderlich für die Benutzung der Rennstrecke war schließlich eine Lautstärken-Messung, mehr als 98 dB waren nicht erlaubt. Zumindest für alle, deren Triebwerke über Auspuff-Anlagen von Akrapovic & Co ausatmeten. „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei Verwendung von Original-Zubehör nicht so genau gemessen wurde“, sagt Günter Sacksteder.
Zum Super-Gau für den Can-Am-Vertragshändler geriet allerdings die Caterham Drift-Experience, bei der die Spyder-PilotInnen in kleinen, vergleichsweise günstigen Rennwagen als Beifahrer über die Rennstrecke gekurvt wurden. „Unseren Kunden wurde hier genau die Fahrdynamik schmackhaft gemacht, die sie sich wünschen und die wir ihnen nicht anbieten können, weil sie bei der Spyder aus Sicherheitsgründen elektronisch abgeriegelt wird“, sagt Günter, der diesbezügliche Nachfragen mit dem Verweis an Kollegen beantworten muss, die Ariel Atom, Caterham / Seven, KTM X-Bow oder Lotus im Programm haben.
Gemeinschafts-Gefühl
Trotz aller Unzulänglichkeiten auf der diesjährigen Can-Am Spyder Celebration bleiben bei den Piloten aus dem Sacksteder-Tross positive Erinnerungen. „Einen Event wie in Frankreich muss ich nicht noch einmal erleben“, sagt Horst Töttel, „die Sacksteder-Tour war allerdings toll: prima Leute, klasse Unterkünfte, alles perfekt organisiert von Günters Team, da bin ich gerne wieder mit dabei.“
Dazu wird Horst wohl auch im kommenden Jahr wieder Gelegenheit haben. „Unser Besuch einer Spyder-Celebration im Jahr 2013 wird stark davon abhängen, wo diese stattfinden und wie diese organisiert sein wird“, sagt Günter Sacksteder, der in diesem Zusammenhang bereits ankündigt: „Auf jeden Fall werden wir unseren Kunden eine Ausfahrt mit eigenem Programm anbieten.“
Denn eins steht fest: Deutsche Can-Am Spyder-PilotInnen sind ein geselliges, unternehmungslustiges Völkchen mit Hang zur Gemeinschafts-Bildung. Sie leben ihre Community, die sie allerdings zunehmend weniger im Umfeld des Herstellers BRP finden. Und der scheint kaum Kenntnis von diesem Völkchen zu besitzen, wie sich jüngst bei den ‚Spyder Roadster Days 2012‘ gezeigt hat: Die Präsentation der diesjährigen Dreirad-Modelle am 20. und 21. April bei Deutschlands Spyder-Händlern fand exakt an jenem Wochenende statt, an dem sich Spyder-Forum zu seinem Treffen in der Rhön zusammengefunden hatte. „Nicht gerade geschickt“, bemerkt ein verärgerter Spyder-Händler.
Spyder-Treffen in Deutschland
Bei aller Kritik soll nicht der Eindruck entstehen, die Community hätte etwas gegen den Hersteller BRP. Ganz im Gegenteil, „mit der Spyder bietet BRP ein geniales Fahrzeug an. Spyder-Fahren ist ein tolles Gefühl, und dabei Gleichgesinnte zu treffen, ist immer wieder ein unbeschreibliches Erlebnis“, schwärmt Horst Töttel, der von diesem Erlebnis kaum genug bekommen kann.
Gelegenheit hat er dazu allein in Deutschland bereits fünfmal im Jahr, und zwar auf folgenden Treffen:
Die deutsche Spyder-Community weiß sich also selbst zu beschäftigen. Wenn BRP diese Community ansprechen möchte, ist das willkommen – ein gewisser Stil ist dabei allerdings gewünscht. x
Kontakt: > BRP Germany <
Kontakt: > Quad Stadel Schwab <
Kontakt: > Sacksteder <
Kontakt: > Scholly´s Motorrad <
Kontakt: > Spyderfahrer.de <
Kontakt: > Spyderforum <
Kontakt: > Spyderfreunde Süddeutschland <